Briefgeheimnisse: Teil II

Was sind wir Menschen doch für Leute
(Alexandra)

Mit meiner im letzten Schreiben genannten Erleichterung, war es dann leider auch nicht weit her..und so folgen hier zehn weitere Briefe an Dich. Auch bist du derzeitig der einzige Mensch, mit dem ich überhaupt noch kommunizieren möchte.

Natürlich ist mir bewusst, dass auch jetzt wieder, noch vor der Veröffentlichung dieser Briefe, schaulustige, distanzlose und kontrollsüchtige Augen alles mitlesen, Augen, die mir am liebsten noch ins Hirn kriechen würden und die jeden einzelnen meiner Gedanken schon im Vorfeld und vor seiner Entstehung und Konkretisierung versuchen zu entschlüsseln und mittels Hochfrequenzberechungsalgorithmen mögliche Formulierungen vorauszusehen, Augen die in mich eindringen und die den Raum meiner Gehirnwindungen ausleuchten sodass ich mich vorsehen muss, mir hier nicht auch noch eine Hirnhautentzündung zuzulegen. (Der Tag wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen, bis sie mir ihre errechneten Texbausteine in einem kleinen Popup-Fenster einblenden, anstelle von Werbung- warum auch noch externe Werbung einblenden, soll der Schreiber ruhig denken, es wären seine eigenen Gedanken die er da formuliert und denen man lediglich mit ein wenig Grammatiknachhilfe auf die Sprünge helfen will, gratis versteht sich.)

Ich habe noch immer keinen neuen, sicheren Rechner, der im übrigen auf diesem Wolken-Schreibpapier auch im unveröffentlichten Status herzlich wenig zum Schutz unserer Privatsphäre beitragen könnte,  auch habe ich mir diese alte Schreibmaschine noch nicht besorgt, die ich hier oben in der Nacht wegen des lauten Tackerns der Tastatur auch gar nicht in Gebrauch nehmen könnte. Noch nicht einmal einen vernünftigen Stift habe ich zur Hand und ich schreibe längere Texte auch nicht gerne von Hand, ich tippe einfach lieber und bin darin auch recht flink. Sprich, meine Gedanken formulieren sich wesentlich leichter durch eine Tastatur, zumindest habe ich bislang noch kein geignetes Schreibgerät gefunden, mit dem ich handschriftlich so koordiniert schreiben könnte, wie ich das, mit einer Tastatur (wenn's gut läuft) tun kann.

So und weil mir gerade ganz schwummerig vor Augen wird und zudem noch eine leichte Übelkeit in mir aufsteigt, will ich Dich dann in diesem Zustand auch gar nicht weiter behelligen, ich mache also einen Punkt (und beginne dann erst morgen mit dem Schreiben des ersten der zehn neuen Briefe an Dich).

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